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Sensorische App-Praktiken und nicht-visuelle Navigation

Robert Stock

Wenn digitale Devices aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, stellt sich die Frage, welche Möglichkeitsbedingungen solche Geräte für Menschen mit Behinderungen schaffen und in welchem Verhältnis Mainstream-Technologien zu anerkannten medizinischen Hilfsmitteln stehen. Das vorliegende medienethnografische Projekt untersucht diese Fragen, in dem es das Verhältnis sensorischer Praktiken blinder Menschen und digitaler Medien problematisiert. Dabei wird danach gefragt, wie sinnliche Wahrnehmungen in sozio-technischen Arrangements (Bøhler/Giannoumis 2018) hervorgebracht werden und wie sich diese zu klassischen Hilfsmittteln wie dem Langstock situieren. Welche Übersetzungsprozesse zwischen Visualität, Klang und Umwelt lassen sich beobachten? Welche Bedeutungen, Probleme und Möglichkeiten werden durch Mobilitäts-Arrangements blinder-App-Praktiken verfertigt, wenn visuelle Informationen städtischer Umgebungen als Klang (Sonifikation) oder Sprachsynthese übersetzt werden? Die Analyse soll es ermöglichen, ein Wissen über App-User*innen, ihre mobilen, sensorischen Praktiken und subjektiven Wahrnehmungsweisen zu generieren, und so Aufschluss über kontemporäre In- und Exklusionsprozesse in digitalen, oft visuell dominierten Handlungszusammenhängen erlauben.