Behinderung, Performance und Internationalisierung

Yvonne Schmidt

(in Zusammenarbeit mit der IFTR-Arbeitsgruppe "Performance und Behinderung", Co-Convener: Kate Maguire Rosier & Yvonne Schmidt)

Disability Arts Festivals nehmen in verschiedenen Teilen der Welt zu; Theater- und Tanzkompanien mit behinderten Künstler*innen gehen zunehmend auf Tournee und arbeiten mit internationalen Partnern zusammen. Gleichzeitig sind Theaterräume oft nicht zugänglich, und die Notwendigkeit der Mobilität schließt behinderte Künstler*innen davon aus, Teil einer internationalen Community behinderter Künstler*innen zu sein. Wie reisen Performances von behinderten Künstler*innen, wer reist nicht - und warum? Welche Rolle spielen Finanzierungs- und Produktionsstrukturen, Festivals und internationale Netzwerke? Wie bestimmen die Logiken internationalen (Ko-)Produzierens die Art und Weise, wie behinderte Künstler*innen international repräsentiert werden? Wer ist von der Teilnahme an einem Gastspiel-Theater oder Tanzkompanie ausgeschlossen, und wie können Festivals, Konferenzen und andere Formate einer wachsenden disability culture andere Formen der Teilhabe schaffen, die sich nicht auf die physische Ko-Präsenz beschränken? Wie eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten für behinderte Künstler*innen, ihre Werke zu verbreiten und zu teilen? Das von Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Disability & Performance“ der International Federation for Theatre Research (IFTR) durchgeführte Projekt soll Theorien und Ansätze aus der Theater- und Tanzwissenschaft, den Medienwissenschaften, den Digital Humanities, den Performance- und Kulturwissenschaften, den Mobility Studies und den Disability Studies zusammenführen. Anstatt uns auf die anglophone Wissenschaft und Kunstpraxis zu beschränken, die im Bereich der Disability- und Performance Studies immer noch vorherrschend ist, interessieren wir uns für Perspektiven aus verschiedenen Teilen der Welt, die noch nicht im Mittelpunkt des Diskurses stehen.