Das Netzwerkprojekt erforscht anhand von Fallbeispielen die Geschichte videobasierter Telekommunikations- und Dolmetscherdienste für Gebärdensprachler*innen in der Bundesrepublik Deutschland. Obwohl Gehörlose eine prädestinierte Zielgruppe für Videotelefonieanwendungen bilden, wurden entsprechende Dienste historisch nur in Form spezialisierter Anwendungen entwickelt. Dieser Umstand wirft Fragen nach der Besonderheit und der Materialität von Entwicklungsprozessen für assistive digital-vernetzte Medien sowie deren Status zwischen Empowerment und sozialer Marginalisierung auf. Das Projekt untersucht diese Entwicklung im historischen Vergleich digitaler Videotelefoniedienste in geschlossenen, leitungsvermittelten (z.B. ISDN) bzw. in offenen, paketvermittelten Breitbandnetzen (z.B. DSL und UMTS) und wird auf dieser Grundlage historiografisch und praxeologisch begründete Beiträge zu Infrastrukturierungs- und Mediatisierungsprozessen marginalisierter Kommunikations- und Kooperationspraktiken, zur Theorie intersensorieller Übersetzung sowie zu einer allgemeinen Theorie der Kooperationsmedien erarbeiten. Das Projekt knüpft an laufende Forschungsarbeiten zur Mediengeschichte der Videotelefonie und Videokonferenz im SFB 1187 Medien der Kooperation der Universität Siegen an.