Dis/Abling Video Conferences – eine video-/ ethnographische Erkundung
Vortrag beim 2. Kongress der Teilhabeforschung, 15. – 16. September 2021 als online Kongress aus Münster.
Von Siegfried Saerberg, Tom Bieling, Beate Ochsner und Robert Stock
Link zur Konferenz: https://www.teilhabeforschung.org/startseite
Abstract
Die Erfahrungen mit SARS-CoV-2 haben in beinah sämtlichen Lebens- und Arbeitsbereichen die Notwendigkeit umfassender digitaler Strategien und Infrastrukturen offenbart. Der Einsatz von Videokonferenzsystemen eröffnet dabei eine Reihe an neuen Möglichkeitsräumen und stellt uns zugleich vor neue Herausforderungen. Hiervon sind besonders behinderte Menschen betroffen, die laut UN-BRK ein Recht auf umfassende Partizipation und Inklusion sowie auf Forschung und Entwicklung neuer Technologien haben. Die Notwendigkeit zur partizipativen Mitgestaltung von Videokonferenzen liegt also auf der Hand. Sei es zum besseren Verständnis digitaler Kommunikationspraktiken, sei es um Konzepte der Barrierefreiheit zu überdenken oder der Frage auf den Grund zu gehen, wie digitale Teilhabe von und durch behinderte/n Menschen am Arbeitsplatz oder in anderen Settings z.B. in Form konkreter Hacks oder Workarounds hergestellt werden kann.
Wir stellen Überlegungen zu einem Projekt vor, das verschiedene, im Kontext von Videokonferenzen sichtbar werdende sensorische Praktiken von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und differierendem praxisrelevanten Körperwissen analysiert. Dabei werden wir Möglichkeiten und Bedingungen sozio-technischer Teilhabeprozesse von Menschen, sensorischen Praktiken und Kommunikationstechnologien kartieren. Unsere video- und medienethnographische Untersuchung nutzt eine Auswahl qualitativer Methoden, mit denen wir die Verflechtungen und wechselseitigen Übersetzungen kommunikativer Prozesse, sensorischer Praktiken und Technologien analysieren: Blick-Kamera-Kontakte, gesprochenes Wort, Transkriptionen, Bildschirmanzeigen usw. Wir argumentieren, dass Zugang und Teilhabe in diesem Beziehungsgeflecht nicht allein auf technische Fragen beschränkt sind, sondern als sozio-technisch situierte, kollaborative Prozesse zu begreifen sind. Das Ziel des im Aufbau befindlichen Projekts liegt darin, in partizipatorischen Co-Design Sessions neue Technik-Lösungen zu entwickeln, wobei die gleichberechtigte Teilhabe aller am Prozess beteiligten Gruppen etwa via auto-ethnographischer Tagebuchaufzeichnungen wesentlich ist.
Vortrag von
Prof. Dr. Siegfried Saerberg, Professur f. Disability Studies und Teilhabeforschung, ev. Hochschule f. Diakonie und Soziale Arbeit, Rauhes Haus, Hamburg
Dr. Tom Bieling, HAW Hamburg
Prof. Dr. Beate Ochsner, Universität Konstanz
Prof. Dr. Robert Stock, Humboldt-Universität zu Berlin